
Raus mit Applaus: Die Bayern-Basketballer haben im EuroLeague-Heimspiel gegen den großen Favoriten Real Madrid ihren fünften Saisonsieg verpasst und 64:68 (39:42) verloren - doch das Münchner Publikum verabschiedete sein Team zu Recht mit viel Beifall.
Mit der Energie der 6.500 im ausverkauften Audi Dome schwang sich der ersatzgeschwächte Außenseiter zu einer starken Leistung auf und war auf Augenhöhe mit dem Titelanwärter. Dessen tiefer Edelkader profitierte letztlich von Größenvorteilen beim Rebound und speziell von der Präsenz ihres Centerturms Tavares (2,21 m/14 Punkte). Für die Bayern scorten Hunter (14) und Walden (11) am besten.
57:56 vorn, dann fallen die Würfe nicht
Die Gastgeber - weiter ohne Lucic und Rubit - agierten mutig in der Offensive, trafen aus der Distanz und lagen 34:27 (16.) vorn. Real zeigte umgehend seine Klasse, 34:36. Nach der Pause blieb der FCBB knapp vier Minuten ohne Punkt (39:47/24.), kämpfte sich aber mit viel Leidenschaft erneut in Front - 57:56 (33.). Danach indes fielen offene Würfe minutenlang nicht mehr, ehe in der dramatischen Schlussminute die Sensation knapp ausblieb.
FC Bayern Basketball - Real Madrid 64:68 (39:42)
FCBB: Othello Hunter (14 Punkte), Corey Walden (11), Isaac Bonga (9/6 Rebounds), Cassius Winston (8), Nick Weiler-Babb (7/6 Rebounds), Andreas Obst (6), Freddie Gillespie (4), Niels Giffey (2), Paul Zipser (2), Ognjen Jaramaz (1), Elias Harris, Niklas Wimberg.
Die Viertel aus Sicht des FCBB: 22:21, 17:21, 11:12, 14:14.
Zahlen & Fakten - Zweier-Quote: 34 % (FCBB) // 45 % (Madrid); Dreier-Quote: 29 % // 32 %; Freiwurf-Quote: 81 % // 76%; Rebounds: 33 // 43; Assists: 12 // 16; Ballverluste: 10 // 14
Die Stimmen:
Andrea Trinchieri: „Gratulation an Real. Ich habe meinen Spielern vorher gesagt, dass wir heute gegen eines der besten Teams überhaupt spielen, wenn nicht das beste. Wir haben ein großartiges Spiel gezeigt, was anderes kann man dazu nicht sagen. Wir wollten mit großer Energie und Intensität spielen und superhart – und ich glaube, wir haben das Spiel nur nicht gewonnen, weil wir die letzten fünf, sechs offenen Dreier an den Ring gesetzt haben. Dafür kannst du deine Spieler nicht tadeln, das ist ein Teil des Spiels. Ich bin stolz auf den Einsatz meiner Spieler, er war perfekt.
Wir haben versucht, über unsere Grenzen zu gehen, uns hat Größe und Energie gefehlt. Doch ich denke, das hat man auf dem Feld nicht gesehen. Wir haben auch um die Rebounds gekämpft, doch der Unterschied sind nicht die acht Rebounds weniger, sondern die Würfe, die wir verfehlt haben. Wir haben einen Offensivrebound mehr als Real geholt und hatten ein tolles Spiel in punkto Intensität und Aufopferung. Doch in 46 Stunden haben wir ein weiteres Spiel, es sind sechs in zwölf Tagen. Der Spielplan ist wahnwitzig. Wir hoffen nur, dass wir regenerieren können.
(…) Ich denke, dass Training für die Offense helfen könnte, dass wir uns besser auf ein Spiel ohne die fehlenden Spieler einstellen könnten. Aber der Spielplan hat auch seinen Einfluss. Uns fehlen zwei Spieler, die in der Offense produzieren. Aber ich bin nicht besorgt, wenn ich sehe, wie viele offenen Würfe wir nehmen. Im Moment fallen sie nicht, aber der Ball wird reingehen. Wir müssen nur ruhig bleiben. (…) Drei Viertel konnten wir das Spiel so gestalten, dass wir ihre Abwehr bewegten. Dann haben sie begonnen zu switchen und sie waren sehr aggressiv in der Defense. Ganz sicher hatten wir weniger Intensität in den letzten fünf Minuten. Aber auch das ist normal bei einem Spiel gegen Real. Vor zwei Wochen waren sie bei Fenerbahce – das war kein offenes Spiel. Heute war es eines, und das ist was.“
Othello Hunter: „Mich interessiert nur das Gewinnen. Wir haben hart gespielt. Ich denke, wir müssen noch Kleinigkeiten verbessern, dann kehren wir auf die Siegesstraße zurück. Ich arbeite schon mein ganzes Leben an den Drei-Punkte-Würfen, aber ich habe sie nie genommen. Im Sommer mache ich das, was jeder andere auch macht, ich trainiere das. Am Ende hat ein kleines Detail gefehlt. Ich kann nicht genau sagen, was es war, vielleicht hat die Kommunikation nicht ganz gestimmt. Jedes Spiel ist ein Pflichtsieg für uns - wir wollen alles gewinnen. Dafür müssen wir gut zusammenspielen.“
Isaac Bonga: „Was am Ende gefehlt hat, ist schwer zu sagen gegen so ein Team wie Real Madrid. Aber ich glaube, wir haben uns gut geschlagen. In solchen Spielen muss man halt über 40 Minuten möglichst ohne Fehler spielen. Wir haben das eigentlich ganz gut gemacht, obwohl wir am Ende eine Phase hatten, in der wir nicht scoren konnten. Wenn du gegen so eine Mannschaft ins Run-and-Gun gehst, wirst du nicht gut aussehen. In der Crunchtime muss man extrem fokussiert sein, um gegen so ein Team zu gewinnen. Wir haben uns diese Chance auf den Sieg erarbeitet - am Ende hat nur eine Kleinigkeit gefehlt. Uns wird dieser Lernprozess helfen. Mental wird uns diese Niederlage helfen.“